„Auf ein Neues …“
… sagten manche begeistert am Beginn dieses Jahres und meinten damit, dass es ein besseres als das Jahr 2020 werden möge. Eher skeptisch die anderen: „Was soll sich schon ändern? Das neue Jahr geht genau so weiter wie das alte endete.“ Die Fortführung der „Coronaschutzmaßnahmen“ scheint den Skeptikern Recht zu geben. Kritiker werden nicht müde, die Zukunft noch düsterer zu zeichnen. Das möchte ich hier gar nicht widergeben, um nicht in gleicher Weise einem Pessimismus Vorschub zu leisten. In den ersten Wochen des neuen Jahres ist mir vielfach die Haltung begegnet, den „Kopf in den Sand zu stecken“. Verständlich! Auch ich lasse mich zugegebenermaßen immer mal davon anstecken: „Leere Kirchen, kaum mehr Veranstaltungen in der Kirche, Gemeinschaftsmöglichkeiten fast ausgeschlossen.“ Ein oberflächlicher Optimismus nach dem Motto „Das wird schon wieder!“ hilft mir persönlich wenig. Wirklich dankbar wurde ich, als ich erkannte, dass meine Haltung wesentlich von meiner Sichtweise abhängig ist. Also, um im Bilde zu bleiben: „Steckt der Kopf im Sand“, kann ich natürlich nicht viel sehen. Zu einer neuen Sicht verhalf mir, als ich neulich las, dass im Winter, wo in der Natur alles kahl aussieht und tot zu sein scheint, die Bäume unterirdisch feine Haarwurzeln treiben und sich unter der Rinde die dunklen, stabilen Jahresringe formen. Ich erinnerte mich plötzlich daran, dass die winterliche Ruhepause nicht einfach eine tote Zeit, sondern eine Zeit „geheimen Wachstums“ ist.
Günther Beck, der Leiter der Deutschen Missionsgesellschaft (DMG), nennt deshalb die gegenwärtige Coronazeit „eine wunderbare Zeit, um das verborgene Wachstum der Gemeinde einzuüben“. Er erinnert daran, dass Jesus einmal 72 seiner Leute paarweise losgeschickt hat, die dann erstaunliche Dinge erlebt haben. Diese Begebenheit wird im Lukasevangelium Kapitel 10 nacherzählt. Nicht nur die besonderen Herausforderungen ließen sich zu zweit besser verkraften, auch wunderbare neue Erfahrungen der Ermutigung konnten sie machen. Deshalb schlussfolgert Beck:
„Zweierschaften sind der Schlüssel dazu. Wenn nur zwei Christen beieinander sind, liegt der volle Segen von Jesus auf ihnen (Matthäus 18,19-20).
Zu zweit können wir vieles, was wir allein gar nicht und in der großen Gemeinschaft nur schwer können…Wer traut sich alleine, für Kranke zu beten oder Dämonen auszutreiben? Wer traut sich schon, jemanden auf Jesus hin anzusprechen? In der großen Gemeinde delegieren wir diese Aufgaben gerne: ‚Irgendjemand wird es schon machen, am besten ein Profi.‘ Zu zweit betet man zusammen, bangt man zusammen, erlebt, dass Jesus mehr Autorität gibt, als wir erwartet hätten. Jetzt ist die Zeit eine alte, biblische Form der Gemeinde neu zu erlernen! Bitte suchen Sie sich einen Bruder, eine Schwester, und seien Sie nicht zu wählerisch.“ *
Ich bin ja echt gespannt, ob sich jemand darauf einlassen kann. Und bitte lassen Sie mich Ihre Erfahrungen wissen!
Auf „den vollen SEGEN“ hofft
Ihr Pfarrer Uwe Liewald
* Günther Beck in: DMG informiert 5/2020. S.14

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