"Es brennt!" – Eine ungewöhnliche Wahlwerbung
L iebe Leserinnen, liebe Leser, ich denke schon eine ganze, lange Zeit darüber nach: Wie kannst du werbewirksam Leute für die bevorstehende Kirchenvorstandswahl gewinnen?
Da schon in wenigen Wochen die Vorstellung der Kandidaten sein soll, brennt es - jedenfalls bei mir. Natürlich grüble ich nicht nur, sondern habe auch schon einige Leute aus Glashütte und Umgebung persönlich angesprochen. Aber irgendwie komme ich mir manchmal vor wie jemand, der versucht, drei Tage alte Semmeln an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Nun, ich könnte es ja mit einem peppigen Slogan probieren: „Dabei sein ist alles!“ oder „Entdecken Sie Ihre Möglichkeiten!“? Ach nein! Diejenigen, die schon mal Vorstandsarbeit gemacht haben, wissen ja eh, dass das kein Vergnügen ist. Und so etwas spricht sich ja immer schneller herum als die Erfolge in Kirchgemeinde und Kommune.
Tja, mit großer Anerkennung zu werben ist auch schwierig. Viel zu selten würdigt jemand dieses verantwortungsvolle Amt, das zwar „Ehrenamt“ heißt, aber selten große Ehre einbringt. Und apropos „einbringen“: Finanziell springt gar nix dabei heraus. Wieso sollte also jemand sich für diese Wahl im September zur Verfügung stellen? Jede/r fragt sich sicherlich sofort: Was habe ich davon, wenn ich mich in der Gemeindeleitung engagiere? Oder noch grundsätzlicher: Was habe ich davon, dass ich glaube bzw. zur Kirchgemeinde gehöre, wo doch alles so vage zu sein scheint?
Da bin ich beim Wagnis des Glaubens angekommen, zu dem ich diese kleine Geschichte fand:
Eines Nachts brach in einem Haus ein Brand aus. Während die Flammen hervorschießen, stürzen Eltern und Kinder aus dem Haus. Entsetzt sehen sie dem Schauspiel dieses Brandes zu. Plötzlich bemerken sie, dass der Jüngste fehlt, ein fünfjähriger Junge, der sich im Augenblick der Flucht vor Rauch und Flammen fürchtete und in den oberen Stock kletterte. Man schaut einander an. Keine Möglichkeit, sich in etwas hineinzuwagen, das immer mehr zu einem Glutofen wird. Da öffnet sich oben ein Fenster. Das Kind ruft um Hilfe. Sein Vater sieht es und schreit ihm zu: "Spring!"
Das Kind sieht nur Rauch und Flammen. Es hört aber die Stimme des Vaters und antwortet: "Vater, ich sehe dich nicht!" Der Vater ruft ihm zu: "Aber ich sehe dich, und das genügt, spring!" Das Kind sprang und fand sich heil und gesund in den Armen seines Vaters, der es aufgefangen hatte.
Ja, liebe Leserinnen, liebe Leser, es ist und bleibt ein Wagnis - das Engagement in unserer Kirche, wie der Glaube selbst. Wer sich jedoch darauf einlässt, hat die Möglichkeit die Erfahrung des Gehaltenseins zu machen. Der Absprung kostet etwas Überwindung. Aber, wie sagte doch gleich der Vater in der Geschichte? „Ich sehe dich, und das genügt, spring!"
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zufallen.“ Matthäusevangelium Kapitel 6, Vers 33
Gespannt erwarten Sie alle Mitarbeiter des Kirchspiels Glashütte und
Ihr Pfarrer Uwe Liewald